Psychische Belastung in Zeiten der Kurzarbeit
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Psychische Belastung in Zeiten der Kurzarbeit

Psychische Belastung in Zeiten der Kurzarbeit

Strategien für Unternehmen zur Verbesserung des Arbeitsschutzes

Die aktuelle wirtschaftliche Lage in Deutschland stellt viele Unternehmen vor große Herausforderungen. Ob im produzierenden Gewerbe, im Dienstleistungssektor oder in der Logistikbranche – Kurzarbeit ist in vielen Bereichen zur Realität geworden. Angesichts steigender Kosten, geopolitischer Unsicherheiten und einer schwächeren Konjunktur sehen sich zahlreiche Firmen gezwungen, ihre Belegschaft entweder in Kurzarbeit zu schicken oder im schlimmsten Fall den Betrieb vollständig einzustellen. Diese Situation hat weitreichende Folgen für die psychische Gesundheit der Mitarbeiter, sowohl in Betrieben mit überwiegend körperlicher Arbeit vor Ort als auch in Büro- oder Dienstleistungsjobs.

Während die Kurzarbeit kurzfristig helfen kann, wirtschaftliche Schwierigkeiten zu überbrücken, darf eine Folge nicht übersehen werden: die psychische Belastung der Beschäftigten. Für Unternehmen ist es deshalb essenziell, sich auch in Krisenzeiten aktiv um den Arbeitsschutz ihrer Mitarbeiter zu kümmern und Maßnahmen zu ergreifen, die die mentale Gesundheit stabilisieren.

Ursachen psychischer Belastungen in der Kurzarbeit

Unabhängig davon, ob Mitarbeiter im Büro, in der Produktion oder auf Baustellen tätig sind, können ähnliche psychische Belastungen in der Kurzarbeit auftreten:

Finanzielle Unsicherheit und Existenzängste

Ein zentraler Stressfaktor ist der Einkommensverlust durch die Kurzarbeit. Obwohl staatliche Unterstützung wie das Kurzarbeitergeld eine gewisse finanzielle Entlastung bietet, müssen viele Beschäftigte erhebliche Einbußen hinnehmen. Dies führt bei vielen Menschen zu Existenzängsten, vor allem, wenn die Kurzarbeit über einen längeren Zeitraum anhält oder wenn keine andere Einkommensquelle verfügbar ist.

Angst vor Arbeitsplatzverlust

In vielen Fällen wird Kurzarbeit als Vorstufe zur Entlassung wahrgenommen. Mitarbeitende fragen sich, ob das Unternehmen langfristig überleben wird oder ob es früher oder später zu Entlassungen kommt. Diese permanente Unsicherheit führt zu hohem psychischen Stress, der sich in Schlafstörungen, erhöhter Reizbarkeit und emotionaler Erschöpfung äußern kann. Besonders in Branchen, in denen physische Anwesenheit notwendig ist, wie im Handwerk, der Industrie oder der Gastronomie, ist diese Angst vor dem Verlust des Arbeitsplatzes oft sehr präsent.

Verlust des sozialen Austauschs und Isolation

Während in vielen Bürojobs der Kontakt zu Kollegen während der Kurzarbeit durch Homeoffice-Lösungen reduziert wird, entfällt in Bereichen mit Präsenzarbeit der soziale Austausch oft fast vollständig. Mitarbeiter, die normalerweise eng mit Kollegen oder Kunden zusammenarbeiten, erleben in der Kurzarbeit eine gewisse Isolation, die zu Einsamkeit und dem Gefühl von Entfremdung führen kann. Dies gilt besonders für Arbeitnehmer in Schichtdiensten oder in kleineren Betrieben, in denen soziale Interaktion einen wichtigen Bestandteil des Arbeitsalltags darstellt.

Verlust der Tagesstruktur

Eine regelmäßige Arbeitstätigkeit gibt vielen Menschen einen geregelten Tagesablauf und eine klare Struktur. Diese Struktur bricht durch Kurzarbeit oft weg, vor allem, wenn die Beschäftigten nur an wenigen Tagen oder für sehr kurze Zeiträume arbeiten. Der Verlust eines klaren Rhythmus und die reduzierte Arbeitszeit können zu einem Gefühl von Sinnlosigkeit und Langeweile führen. Dies betrifft sowohl Arbeitnehmer, die körperliche Tätigkeiten ausführen, als auch Angestellte im Büro.

Maßnahmen zur Reduzierung der psychischen Belastungen

Unternehmen müssen proaktiv handeln, um den psychischen Belastungen ihrer Mitarbeiter während der Kurzarbeit zu begegnen. Dazu gehört es, den Arbeitsschutz um Maßnahmen zu erweitern, die gezielt auf die Förderung der mentalen Gesundheit abzielen. Hier sind einige Strategien, die sowohl für Unternehmen mit vor Ort tätigen Mitarbeitenden als auch für Bürojobs geeignet sind:

Offene Kommunikation und Transparenz

Mitarbeiter sollten regelmäßig über den aktuellen Stand des Unternehmens informiert werden. Transparenz schafft Vertrauen und reduziert Unsicherheiten. Besonders in Zeiten der Kurzarbeit ist es wichtig, dass Führungskräfte klar und ehrlich kommunizieren – über wirtschaftliche Herausforderungen, aber auch über die Aussichten und Pläne für die Zukunft. Dies gibt den Beschäftigten ein gewisses Maß an Sicherheit, auch wenn die Lage angespannt bleibt.

Beispiel: Ein mittelständisches Handwerksunternehmen veranstaltet wöchentliche Informationsveranstaltungen, bei denen der Geschäftsführer persönlich die finanzielle Lage des Unternehmens erläutert und Fragen der Mitarbeiter beantwortet. Dies schafft ein Gefühl von Gemeinschaft und Zugehörigkeit.

Angebot psychologischer Unterstützung und Beratungsdienste

Unternehmen können die psychische Gesundheit ihrer Mitarbeiter stärken, indem sie Zugang zu Unterstützungsangeboten schaffen. Dazu zählen externe Beratungsdienste, betriebsinterne Angebote oder anonyme Hotlines, die niederschwellig und für alle zugänglich sind. Besonders in Bereichen mit hoher körperlicher Belastung, wo psychische Themen oft tabuisiert werden, sind solche Maßnahmen wichtig.

Die Notfallnummer 116117 bietet deutschlandweit rund um die Uhr schnelle Hilfe in psychischen Krisen. Unternehmen können diese Nummer bekannt machen – etwa über Flyer, Aushänge oder interne Kommunikation – und damit zeigen, dass sie die mentale Gesundheit ihrer Mitarbeiter ernst nehmen. Solche Initiativen fördern ein unterstützendes Arbeitsumfeld und tragen langfristig zu einem motivierten und gesunden Team bei.

Flexibilität und Förderung von Ausgleichsaktivitäten

Unternehmen sollten ihre Mitarbeiter ermutigen, die zusätzliche Freizeit sinnvoll zu nutzen, um den fehlenden Arbeitsrhythmus auszugleichen. Dies kann die Teilnahme an Weiterbildungsangeboten, sportliche Aktivitäten oder ehrenamtliches Engagement umfassen. Für Unternehmen mit vor Ort tätigen Mitarbeitern ist es besonders wichtig, Ausgleichsangebote anzubieten, die körperliche und mentale Erholung fördern.

Beispiel: Ein produzierendes Unternehmen organisiert für seine Belegschaft Gesundheits- und Sportkurse, um körperliche und mentale Entspannung zu fördern. Zusätzlich werden Fortbildungen zu Themen wie Stressmanagement und Resilienz angeboten.

Sozialer Austausch und Teambildungsmaßnahmen

Besonders in Unternehmen, die stark auf die physische Anwesenheit der Mitarbeiter angewiesen sind, kann der soziale Austausch eine wichtige Rolle spielen. Auch in Zeiten von Kurzarbeit ist es essenziell, den Zusammenhalt im Team zu fördern. Dies kann durch regelmäßige Teamtreffen oder kleine soziale Events geschehen, bei denen sich die Mitarbeiter austauschen können.

Beispiel: Ein Bauunternehmen organisiert monatliche Treffen im Betrieb, bei denen die Mitarbeiter in lockerer Atmosphäre zusammenkommen können. Diese Treffen fördern den Zusammenhalt und helfen dabei, das Gefühl der Isolation zu verringern.


Sollten Sie Fragen, Anregungen oder Unterstützung im Zusammenhang mit diesem Fachbeitrag über "Psychische Belastung in Zeiten der Kurzarbeit" haben, stehen wir Ihnen und Ihrem Unternehmen gerne zur Verfügung. Als erfahrene Experten auf diesem Gebiet sind wir bestrebt, Ihnen maßgeschneiderte Lösungen und umfassende Beratung zu bieten, um Ihre unternehmerischen Herausforderungen erfolgreich zu meistern.